5 X 11 Jahre Fidelio

Die Elf ist für jeden Karnevalsverein eine magische Zahl. Der Moerser Karnevalsverein Fidelio hat sie in diesem Jahr gleich fünffach getroffen. Denn vor genau 55 Jahren beschlossen sieben fröhliche Männer in einer ebenso fröhlichen Stunde, fortan organisiert närrisch zu sein. Sie gründeten deswegen die erste große Grafschafter Karnevalsgesellschaft Fidelio. Die “jecke” Begeisterung der Sieben steckte an. Schon kurze Zeit später strömten ganze Heerscharen niederrheinischer Narren in die Vereinssitzungen, und Albin Neuse, dem damaligen Moerser Bürgermeister, bekam der Verein seinen ersten großen Ehrensenator.
Heute ist die Liste der Ehrensenatoren mehr als 40 Namen lang, und wenn auch nicht alle kamen, so wurde die Jubiläumsmatinee, zu der die Karnevals gesellschaft Fidelio ins Rheinkamper Kulturzentrum geladen hatte, dennoch ein großes karnevalistisches und auch gesellschaftliche Ereignis.
Rund 300 Gäste konnte Präsident Werner Rüttermann um elf Uhr elf zum fünf mal elften Geburtstag seines Vereines begrüßen, darunter den Rector der niederrheinischen Karnevalsakademie Max Rauer, und die stellvertretende Moerser Bürgermeisterin Erika Scholten „samt Gattin“, wie ihm im anfänglichen Lampenfieber versehentlich herausrutsche. Die nahm es gelassen und frotzelte zu Beginn ihrer Gruß Rede gut gelaunt: „Meiner Gattin und mir hat Ihr anfänglicher Kalauer, lieber Herr Rüttermann, sehr viel Freude gemacht. Ich bin überzeugt, ohne Karneval wäre die Moerser Gesellschaft sehr viel ärmer.“
Zuvor hatte der jetzige, zuvor hatte der jetzige, neue Vorsitzende des Kamp-Lintforter Karnevalsverein und einstige bekannte Büttenredner Theo Post die Laudatio für das närrische, gelbschwarze Geburtstagskind gehalten und dabei mit viel Witz noch einmal die wichtigsten Stationen seit der Vereinwerdung vor 55 Jahren Revue passieren lassen: „Sieben Mann inne Kneipe, die waren ein bisschen lustig, aber nicht zu viel, schließlich ging es ja um Karneval.“
Darum ging es auch und so geizte Max Hennek als Abgesandter des „Bundes Deutscher Karnevalisten“ und des „Regionalverbandes Linksrheinischer Karneval“ nicht mit Orden und Ehrungen für zahlreiche, wohlverdiente Vereinsmitglieder. Monika Schmidt, Fidelio Vizepräsidentin, bekam für ihre Verdienste um die heimische Kultur den bundesdeuteschen Karnevalistenorden in Silber verliehen, und Werner Rüttermann erhielt das Ganze noch eine Stufe bedeutender in Brillantenbesetztem Gold. Herzlichen Glückwunsch.
Neben den vielen Lobesworte auf die „Fidelio“ sollte auch nicht vergessen werden, die große Anzahl an Garden und somit auch eine Vielzahl an Tänzerinnen, zu erwähnen. Diese haben mit ihrem gemeinsamen Tanz (was schon zur „Jubiläums-Tradition“ geworden ist) unter dem Motto „Die Welt der Narren im Wandel der Zeit“ das Publikum begeistert.

 

Der gemeinsame Tanz in Wort und Bild:

        

Jubiläumstanz aller tanzenden Gruppen der Fidelio
Besucher gehen durch das Karnevalsmuseum. Es erklingt eine Durchsage:

„Lieber Besucher des Karnevalsmuseums, wir bitten sie die Ausstellung zu verlassen, da die Öffnungszeit nun beendet ist.”

Hoppeditz erwacht, geht durchs Museum und wendet sich dem Rednerpult zu.

Ich will euch begrüßen, so ist es doch Brauch,
mit einem dreifachen Moers -Helau
Fidelio – Helau
Jubiläum- Helau
Ich, der Hoppeditz, weiß über vieles Bescheid,
besonders über die Welt der Narren im Wandel der Zeit.
Als Hoppeditz fand ich meinen Ursprung im Düsseldorfer-Karneval,
doch bekannt bin ich nun fast überall.
Am 11.11. um 11.11. Uhr erwache ich jedes Jahr,
ab Aschermittwoch bin ich nicht mehr da.
Mir zu Ehren wurde 1841 in Düsseldorf ein Denkmal errichtet,
und 1860 wurde es auch schon wieder vernichtet.
An Bedeutung verlor ich dadurch nicht,
bis heute steh ich noch immer im Rampenlicht.
Auch meine Vorfahren waren bedeutsame Leute,
zu nennen wäre der Hofnarr und Eulenspiegel, an denen man sich damals erfreute.
Es gibt noch einiges über den Karneval zu erzählen,
lasst uns das Nächste aus dem Schaukasten wählen.

Tanz der Strohpuppen -es tanzen die Bambinis

Hoppeditz:
Als die Kirchenväter den Ritus des Kirchenjahres erschufen,
so wurde dadurch die Fastnacht hervorgerufen.
Fastnacht, das bedeutet die Nacht vor Beginn der Fastenzeit.
Ein Tag der Lebensfreud, aber auch der Ausgelassenheit.
Den Brauch mit einer Strohpuppe den Winter auszutreiben,
wurde für die Dorfjugend und Kinder zum Fastentreiben.
Durch´s Dorf ging man mit einer Strohpuppe singend, lärmend und auch johlend,
um Naturalien für die Fastnacht zusammen zu holen.
Zum Schluss der Fastnacht wurde die Strohpuppe dann verbrannt,
dies ist uns allen heute noch als Brauchtum bekannt.
Hexen waren damals ein Zeichen der bösen Macht.
Das Darstellen war eine andere Form der Volksfastnacht.
Unerklärliche Ereignisse wurde ihnen zugeschrieben
und im besten Fall, wurde die Hexen dafür nur vertrieben.
Bedeutung haben die Hexen auch heute,
aber jetzt sind sie meist nur nette Leute.
Drum seht euch die nächste Vitrine an,
Bibbi Blocksberg, da ist nichts Böses dran.

Tanz der Hexen -es tanzen die Kiddys

 

      

Hoppeditz:
Auch zu Hof, die adligen Leute,
sich an Karneval erfreute.
Sie trugen Masken in wunderschöner Pracht,
und verliehen ihnen dadurch eine besondere Macht.
Neues zu gestalten und Fremdartiges zu zeigen,
half Schranken des eigenen Ichs zu übersteigen.
Selbst Hemmungen konnte man überwinden,
und Normen und Werte fingen an zu verschwinden.
Auch König Karl der Sechste,
feierte gerne diese Maskenfeste.
Beim Maskentanz der wilden Männer hat er teilgenommen,
und zu Hof, hat man etwas Besonderes zu sehen bekommen.
Seht euch die Maske in dem Schaukasten an,
ist da nicht auch etwas adliges dran?

Tanz der Masken -es tanzen die „Eternely friends”

 

     

Hoppeditz:
Lass mich veracht`,
der Menschheit Weisheit und Pracht.
Dies sollte der Hofnarr bei seinen Reden bedenken
und die königliche Hoheit zum Nachdenken lenken.
Der Narrenstab war sein äußeres Zeichen,
zum Lachen bringen, sollte er die Reichen.
Offen und ehrlich die Wahrheit zu sagen,
Kritik und Hohn über seinen Gebieter vorzutragen,
benötigte viel Geschick und Weisheit
und die so genannte Narrenfreiheit.
Es sollte auch in der heutigen Politik,
der Narr, nicht fehlen, für die Kritik.
Doch dann hätte er viel zu tun
und käme nach Aschermittwoch nicht zum Ruh`n.
Drum tret`ich als Hoppeditz an dieser Stelle ein,
es ist nicht leicht ein Narr zu sein.
Karneval oder Fastnacht entwickelte sich weiter
und auch das Volk wurde heiter.
Träger der städtischen Lebensformen waren die Zünfte,
sie ordneten den Ablauf der karnevalistischen Zusammenkünfte.
Mit einheitlichen Gewand, Schellenbänder und einer Gesichtslarve verseh`n,
konnte man sie tanzend auf dem Marktplatz seh´n.
Das äußere Erscheinungsbild hat mit der Karnevalsgarde Ähnlichkeit,
bis zum heutigen Aussehen der Garde brauchte es jedoch noch einige Zeit.
Der Tanz der Zunft soll euch nun Freude bringen,
dies wird uns sicherlich gelingen.

Tanz der Zunft -es tanzt die Teenygarde

 

 

  

 

Hoppeditz:
Gegliedert war früher die Gesellschaft
zusammen feiern, war nicht ihre Leidenschaft.
Soziale Schranken standen ihnen dabei im Wege,
darum feierten sie nur mit ihren gleichen Kollegen.
Daher entstand für viele Stände eigene Tage der Fastnacht,
zu nennen wäre die Herren-, Pfaffen- und Weiberfastnacht.
Die Bürger wollten mit zunehmenden Wohlergehen,
nicht hinter dem Glanz des Hofes zurückstehen.
Dies wirkte sich auf die Gestaltung der Kostüme aus,
edler und farbenprächtiger wurden sie durchaus.
Die Säle füllten sich überall,
mit Harlekins, Bajazzos und Pierrots auf jeden Fall.

Tanz der Harlekins -es tanzen die Perfidia Show Dancer

 

 

        

 

Hoppeditz:
Goethe ging nach Italien um weitere literarischer Weisheiten zu gewinnen.
Mit einem Buch über den römischen Karneval konnte er bald beginnen.
Viel Beifall bekam Goethe für sein Beschreiben,
Beeindruckend war die Ungezungenheit und Freiheit dieses Treibens.
Der Unterschied zwischen Arm und Reich war aufgehoben
und alle konnten zusammen lachen und toben.
Im Mittelpunkt stand König Karneval nun offiziell,
ihm zur Seite wurde Prinzessin Venetia und ein Begleiter gestellt.
Prinz Karneval, Jungfrau und Bauer nahmen ihre Plätze später im Kölner-Karneval ein,
so ist es noch heute, ist das nicht fein.
Es war einmal ein treuer Husar,
dies ist wirklich alles war.
Man brauchte dazu nicht viel zu fantasieren,
das Lied konnte man schnell vom Volkslied zum Karnevalshit kreieren.
Als Hymne aller Funken und Karnevalsgarden ist es bekannt,
doch erst seit 200 Jahren ist dies nicht mehr interessant.
Zuerst diente der Husar zur Ordnung der Umzüge,
später jedoch dies ist keine Lüge,
wollte der karnevalistische Gedanke nicht nur prunkvoll und zum Schein,
der Spiegel der örtlichen Gesellschaft sein.
Später erfüllte man diese Tradition mit neuem Sinn,
schau alle genau zum treuen Husaren hin.

Tanz der Husaren -es tanzt das Moerser Schloßbellett

    

Hoppeditz:
Das Komitee des Kölner Karneval wollte ein sichtbares Zeichen,
Titel und Würde sollte von nun an nicht mehr reichen.
Ein Orden sollte für die Verdienste im Karneval her,
1823 freuten sich die Ordensträger darüber sehr.
Auch heute werden Orden zu diesem Zweck noch verliehn,
ob jeder der einen `bekommt, ihn hat auch verdient!
Im Mainzerraum verteilte man Sterne stattdessen,
bei den Garden wurde dies bei uns schon lange vergessen.
Traditionen sollten wir lange bewahren,
und mit Veränderungen nicht immer nur sparen.
Auch Neues kann verschiedene Leute ansprechen
und braucht mit den Traditionen nicht gleich brechen.
Ein anderer sein und sein Wesen zu spüren,
und uns immer näher dem heutigen Bräuchen des Karnevals zu führen.
So bringt der Zauberer etwas magisches mit sich, auf einmal schweben Menschen versehentlich.
Dinge die wir uns nicht können erklären
und nur das Können und Wissen lassen dem Zauberer dies gewähren.
Doch möchte ich auch gerne sein Können erlangen,
nur dies würde zuviel Geschick und Intelligenz von mir verlangen.
Hier wäre zu nennen Merlin oder Harry Potter nur,
ich wäre so gern einen Tag auf ihrer Spur.
Aber um sich in die Rolle des Zauberers zuversetzen,
braucht man nur ein Kostüm mit etwas Fantasie zu vernetzen.
Dies kann man mit vielen Gestalten machen
und vielleicht bekommen wir dadurch auch viel zu lachen.
Schaut euch nur den Zauberer an,
denn er ist als nächster dran.

Tanz der Zauberrer -es tanzt die Große Garde

Hoppeditz:
Um 1900 bekam die 11 auch mehr Bedeutung,
wer von ihnen hat dazu eine Erleuchtung.
Richtig! Am 11.11. um 11.11 Uhr sollte der Karneval erwachen.
Elf Freunde sollten den Elferrat machen.
Auch als Primzahl ist uns die Elf bekannt,
zur närrischen Zahl wurde sie ernannt.
Auch unser Verein feiert 5×11 ein Jubiläum,
darum sitzen hier auch so viele geladene Gäste herum.
Doch lasst uns weiter machen,
es kommen noch teuflische Sachen.
Der Karneval hat heute nicht nur ein Gesicht,
dies zu bewahren ist unsere Pflicht.
Der Tanz im Karneval hat eine besondere Bedeutung,
der Ursprung bedurfte eine ständige Veränderung.
Symbole, wie Teufel, werden immer noch gerne genommen,
der Ausdruck des Tanzes ein anderes Gesicht
bekommen.
Früher wollte man mit dem Tanz die Götter milde stimmen
und heut die Aufmerksamkeit des Publikums erklimmen.
Doch der Macht des Teufels zu wieder steh´n,
bedeutet für das Volk nur Wohlergeh´n.
Ich kenne keinen Menschen, der nur gutes tut.
Deshalb brauchen wir auch sehr viel Lebensmut.
Zieht uns die böse Macht auch immer wieder an,
da ist doch wirklich sehr viel Wahres dran.
Nur so recht an den Teufel glauben, das wollen wir nicht,
vielleicht stehen wir doch irgendwann mit ihm in Angesicht.
Nun lasst uns vom Teufel nicht mehr sprechen,
sonst wird er sich bei uns noch rächen.
Ursprung und Zukunft in einem vereint,
so ist der Tanz des Teufels heute gemeint.

Tanz der Zauberrer -es tanzen die „Shadows”

 

 

Hoppeditz:
Ich könnte zu Fastnacht und Karneval noch so vieles berichten,
und aus der Fidelio erzählen, so viele Geschichten.
Eines möchte ich dazu noch sagen,
zur Karnevalsgeschichte hat die Fidelio auch beigetragen.
Der Einfluss von den Medien ist in allen Vereinen zu spüren,
zu immer spektakulären Darbietungen die Narren zu führen.
Ich meine, wo soll uns das nur hinführen.
Auch die Anzahl der ortsansässigen Karnevalsvereine,
lindern die Anzahl des Publikums, das will ich wohl meinen.
Wir sollten die Bedeutung der Bräuche besser versteh´n,
dann würden die Menschen es auch lieber seh´n.
Karneval wurde früher aus dem Volke heraus gemacht,
doch heute zieht man sie nur als Publikum in betracht.
Büttenredner, Sänger und Akteure werden sorgfälltig ausgewählt,
und nur noch das Geld ist, was hier zählt.
Als Hoppeditz, so würde ich mich freuen,
wenn viele Menschen sich vor der Bühne nicht scheuen.
Dazu braucht man nur etwas Fantasie und Geschick,
bei unserer Haussitzung wäre dies der beste Augenblick.
Es gibt auch Menschen die vor dem Karneval fliehen,
versucht sie mit in den Bann des Karnevals zu ziehen
Doch zum Schluss fällt mir nur noch eines ein.

„Es ist nicht leicht ein Narr zu sein”

Alle Akteure kommen zum Schluss auf die Bühne.